Es gibt Dinge, die uns täglich betreffen und über die wir trotzdem nur sehr ungern sprechen, oder gar schreiben. Dazu gehört unsere „heilige Scheiße“. Ein Begriff, der von Friedensreich Hundertwasser in seinem Manifest von 1975 formuliert wurde:
1975 verfasste der Künstler Friedensreich Hundertwasser sein Manifest der »Heiligen Scheiße«. Es endet mit den Sätzen: »Natürlich ist es etwas Ungeheuerliches, wenn der Abfallkübel in den Mittelpunkt unserer Wohnung kommt und die Humustoilette auf dem schönsten Platz zum Ehrensitz wird. Das ist jedoch genau die Kehrtwendung, die unsere Gesellschaft, unsere Zivilisation jetzt nehmen muss, wenn sie überleben will.
Über manche Entwicklungen im menschlichen Fortschritt kann man streiten. Es gibt aber auch Entwicklungen, die sind so offensichtlich dumm, dass man gar nicht darüber streiten muss. Wenn wir zwei wertvolle Stoffe miteinander vermischen und daraus Sondermüll produzieren, den wir energieaufwendig behandeln und entsorgen müssen, dann ist das kein Zeugnis für intelligenten Fortschritt.
Trotzdem hat sich die Idee, die in unserem Körper zu wichtigen Nährstoffen aufbereitete Nahrung mit Trinkwasser zu vermischen, in unsere Welt mit rasender Geschwindigkeit verbreitet. Wir entnehmen unserer Erde wichtige Nährstoffe und geben ihr nichts mehr zurück. Das ist sicher kein langfristig funktionierender Kreislauf. Ein generelles Umdenken ist nicht in Sicht.
Dabei gibt es unkomplizierte, sinnvolle Alternativen.
Wenn wir das Wort Kompost-Toilette hören, dann assoziieren wir das oft mit dem „Plumps-Klos“ aus vergangenen Tagen. Schon bei der Erinnerung hat man den penetranten Geruch wieder präsent. Eine intelligente Kompost-Toilette hat damit aber gar nichts zu tun und ich glaube, dass nur durch neue Erfahrungen diese alten Eindrücke verändert werden können. Zumindest ging es mir so.
Als ich mich vor drei Wochen dazu entschieden habe, das ownhome als bezugsfertig zu definieren, da war die Lüftung noch nicht am Schaltschrank angeschlossen. Trotzdem wollte ich natürlich richtig einziehen und meinen kompletten Alltag hier genießen. Tja, ich gebe zu, so kleine Zweifel hatte ich dann doch, wenn ich an die Trockentrenntoilette ohne Lüftung dachte. Aber das eine sind die Gedanken im Kopf und das andere ist die Erfahrung. Nach der mutigen ersten Verwendung ist es in der Zwischenzeit zu einer Erfahrung geworden, die ich nicht mehr missen möchte. Ab dem Moment, ab dem die Hinterlassenschaft mit dem Substrat aus Pflanzenkohle und Fasermaterial abgedeckt ist, gibt es keinerlei unangenehme Gerüche.
Was ich mir vorher nicht vorstellen konnte, wurde von der Erfahrung nicht nur bestätigt, sondern übertroffen. Die Trockentrenntoilette ist auch ohne Lüftung deutlich angenehmer als jedes WC. Seit wir die Lüftung angeschlossen haben hat der Komfort nochmal spürbar zugenommen. An dieser Stelle möchte ich alle, die mit dem Gedanken einer Kompost-Toilette spielen, zu diesem Schritt ermutigen. Allerdings glaube ich, dass es sehr wichtig ist, Flüssig und Fest zu trennen.
Das flüssige Gold läuft bei uns, direkt vor dem ownhome, in einen Kanister. Je nach Besuchslage ist dieser 20 Liter Kanister ein- bis zweimal die Woche voll, da immer gleich mit einem Becher Wasser nachgespült wird. Kompost-Toilette mit Wasserspülung 🙂
Diesen kostbaren Dünger, der vor allem die drei Hauptnährstoffe Phosphor, Stickstoff und Kalium enthält, verdünne ich dann 1 zu 10 mit Wasser und erfreue damit unsere Pflanzen im Garten. Wer mehr darüber lesen möchte findet hier einen interessanten Artikel:
https://landmensch.wordpress.com/2013/01/06/urin-als-dunger/
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