Einen schönen guten Tag liebe Freunde der ‚ownhome‘-Idee,
wir schön, dass sich der Frühling zeigt, unbeeindruckt von den „verrückten“ Geschehnissen nah und
fern. Die grünen Blätter beginnen die winterlich kahlen Bäume zu beleben, die ersten Blüten
bereichern mit bunten Farbklecksen die Wiesen, die Felder und Wälder. Mit ihnen kommt auch das
Summen und Brummen der kleinen, fliegenden Mitbewohner, die verkünden, dass mit den länger
werdenden Tagen auch die wohlige Wärme zunehmen wird.
Ich erlebe es als sehr wohltuend, die natürliche Ordnung in der Welt der Tiere und Pflanzen rund
um uns spüren zu können. Eine natürlich Ordnung, die ich im menschlichen Miteinander oft
schmerzlich vermisse. Wenn wir da auf die natürlichen Energien in uns lauschen würden, dann wäre
unser Miteinander geprägt von gegenseitiger Unterstützung und Kooperation. Von unserer Natur her
sind wir unzweifelhaft Gemeinschaftswesen. Wir können nicht alleine überleben und durch ein
liebevolles Miteinander kann die Lebendigkeit auch durch uns bunt und vielfältig erblühen und das
Leben auf der Erde bereichern.
Auch im menschlichen Zusammenleben kündigt sich ein neuer Frühling an. An vielen Stellen auf
unserer Erde entstehen bunte Blüten von Gemeinschaften, die ein neues „Miteinander“ umsetzen.
Eine mutmachende Entwicklung im Kontrast zu dem unnatürlichen, zerstörerischen Gegeneinander,
das gleichzeitig stattfindet. Wir können uns entscheiden, welche Entwicklung wir mit unserem
Leben unterstützen wollen.
Da in den Medien praktisch nur über die negativen Entwicklungen berichtet wird, die oft das Gefühl
der Ohnmacht in uns erzeugen, möchte ich hier die Gelegenheit nutzen um über die Welt der
Möglichkeiten zu berichten in der wir die Macht unseres kreativen Potentials erleben können.
Über folgende Themen werde ich in dieser Rundmail schreiben:
1) unser sobawi-Treffen am Tempelhof
2) Sonntagsfrühstück
3) trampen – geht das noch?
4) Südgiebelwohnung
5) Staunen und Wunder
6) Termine für Besuchertag und Seminar
7) was zum Schauen und hören
8) Auf den Spuren von Gusto Gräser und Werner Müller
1) unser sobawi-Treffen am Tempelhof
Mit unserem Verein der „solidarischen Bauwirtschaft“ möchten wir die Entwicklung von neuen,
mutmachenden, Projekten unterstützen. Neben unserem regelmäßigen Austausch über Telegram
treffen wir uns vier mal im Jahr an unterschiedlichen Orten in Präsenz. Das „Wintertreffen“ fand
diesmal vom 8. bis 11. Februar in der Gemeinschaft „Tempelhof“, bei Kreßberg, statt.
Mit fast dreißig Teilnehmern aus ganz Deutschland war es auch diesmal wieder ein
beeindruckendes Erlebnis für alle. Es gab viele Momente, wo die “schönere Welt, die unser Herz
kennt” um uns herum gegenwärtig und spürbar wurde.
Einen ausführlicheren Bericht darüber findet ihr auf unserer Webseite:
https://www.sobawi.org/wintertreff24/
2) Sonntagsfrühstück
Die wichtigste Grundlage zur Stärkung der Ideen für ein neues menschliches Miteinander sind ein
gutes Netzwerk und der Austausch von ähnlich gesinnten Menschen. In unserer Region bieten wir
dafür immer am ersten Sonntag im Monat, ein gemeinsames Sonntagsfrühstück an. Jeder bringt,
neben vielen guten Ideen, auch immer etwas für das Frühstücksbüfett mit.
3) trampen – geht das noch?
Über den Winter war das neue Häuschen von Milena und Jan so weit gediehen, dass die Decken
und die Wände jetzt bereit waren für den Lehmputz. Da wollte ich selbstverständlich mit dabei
sein 😉 Allerdings ist Hochtorf an der Elbe ein gutes Stück entfernt und ich überlegte mir, welche
Reisevariante ich wählen wollte. Auf die Bahn hatte ich keine so rechte Lust und alleine mit dem
Auto wollte ich auch nicht fahren. Da erinnerte ich mich, dass ich früher sehr häufig als „Tramper“
unterwegs war und mich später immer freute, wenn ich jemand mitnehmen konnte. Mit bedauern
stellte ich dann aber irgendwann fest, dass diese Wesen nicht mehr vorhanden sind. In mir kam die
Idee auf, dass es ja noch mehr Menschen geben könnte, die sich darüber freuen würden, wenn sie
einem so selten gewordenen Wesen in ihrem Fahrzeug einen Platz anbieten könnten. Schon begann
ich mit dem Malen für die Tickets meiner Reise. Einmal an die Elbe und dann wieder zurück in den
Süden:
Ich war unglaublich neugierig darauf, zu erfahren, ob „trampen“ auch heute noch funktioniert. Das
echte Trampen, nicht das mit dem Smartphone organisierte digitale Ersatzprogramm über blablacar.
Das Ergebnis war für mich ein wenig ernüchternd: Ja, es funktioniert nach wie vor, aber nur mit
viiiiel Geduld und Zeit. Da konnte ich schon mal stundenlang stehen und hunderte von
vorbeifahrenden Autos zählen, von denen die meisten bereits den Blickkontakt vermieten. Nach
eineinhalb Tagen kam ich auf der Baustelle bei Milena und Jan an. Dann wurde das Leben einfacher
😉 Jetzt ging es darum, den angemischten Lehmputz an Wände und Decken zu bekommen. Das war
deutlich berechenbarer als das Trampen 😉 und trotzdem gab es auch dabei Unvorhergesehenes und
Überraschendes. Alle Beteiligten hatten jedoch immer viel Freude bei der Lehmaktion.
Nähere Infos zu der Baustelle findet ihr auf unserer Webseite:
https://www.sobawi.org/projekt/ownhome-von-milena-und-jan/
Die Rückfahrt gestaltete sich ganz ähnlich, nur noch ein klein wenig länger. Nach zwei Tagen stand
ich am Rasthof Würzburg. Da stand ich und saß ich und konnte dabei viele Fahrzeuge beobachten.
Für alle war ich ein so seltenes und ungewohntes Exemplar, dass sie offensichtlich nicht so recht
wussten, wie sie damit umgehen sollten. Die Nacht kam, es wurde kalt und zum Glück waren die
Mitarbeiter von der Tankstelle sehr freundlich und ich fand einen Platz im Warmen.
Zwei Stunden später brach ich das Experiment ab und freute mich, dass mein Sohn Silvano das
Autofahren liebt und mich vom Rasthof Würzburg, schnell, sicher und warm nach Isingen brachte.
Trotz den langen Wartezeiten war es für mich ein bereicherndes Erlebnis. Mich bewusst in eine
Situation zu begeben in der ich keinerlei Kontrolle über den Verlauf habe – fast wie im echten
Leben ;-))) Und noch etwas erfreuliches: Mit allen Menschen, die mich ein Stück auf meinem Weg
mitnahmen, machte ich gute Erfahrungen.
4) Südgiebelwohnung
In unserer kleinen Gemeinschaft entstehen neue Räume. Bis zum Herbst wird sich die ehemalige
Holzwerkstatt in einen gemütlichen Wohnraum verwandeln.
Ein vom Sturm abgebrochener Zwetschgenbaum fand dabei seine neue Bestimmung. Er durfte von
der rauen, stürmischen Außenwelt in den geschützten Innenraum umziehen. Dort stabilisiert er das
Geländer und erfreut alle Besucher durch seine schöne, organische Form.
5) Staunen und Wunder
So wie die organische Form des Zwetschgenbaums viele Menschen zum Staunen motiviert, so gibt
es unglaublich viele, wunder-volle Begebenheiten um uns, die wir aus Gewohnheit meist gar nicht
mehr wahrnehmen.
Wie können wir unsere etwas langweilig gewordene Welt wieder in eine mystische, geheimnisvolle
Welt voller Wunder verwandeln?
Die Welt ist nicht wie sie ist – die Welt ist so, wie wir sie wahrnehmen. Deshalb liegt der Schlüssel
zu einer Veränderung in unserer Wahrnehmung.
Wie bereits in der letzten Rundmail kurz berichtet, haben mich die Farben und Formen der
unterschiedlichen Hölzer in ihren Bann geschlagen und bis jetzt nicht mehr losgelassen. In den
Wintermonaten bin ich immer mal wieder über die Wiesen und Felder gestreunt und habe dabei
viele, vom Sturm abgerissene Äste oder auch entwurzelte Bäume gesehen. Für die meisten
Menschen ist es lästiges Brennholz das sie mit viel Aufwand ofengerecht sägen, spalten und
trocknen müssen. Für mich wurden diese Hölzer zu einer Fundgrube von Wundern. Mit Spannung
zersäge ich die Hölzer vorsichtig und bewundere dann die unglaublichen Farben und Muster an den
Schnittstellen. Jedes Holz birgt seine ganz eigene, geheimnisvolle Welt in sich. Geschliffen und
geölt werden sie zu ausdrucksstarken Kunstwerken die einen tiefen Eindruck in uns hinterlassen
können, wenn wir es zulassen.
Wenn ich diese „Wunder“ anderen Menschen zeige, dann kommt häufig die Frage, was ich damit
machen werde und sie versuchen eine praktische Verwendung dafür zu finden. Solche Gedanken
fühlen sich für mich gar nicht stimmig an. Für mich sind diese Wunder vollkommen, sie brauchen
keine Verwendung, sie sind einfach „nur“ wunderschön. Sie sind ein Mahnmal dafür, dass die
Schönheit in unserer geschäftstüchtigen Gesellschaft nicht mehr als Wert wahrgenommen wird.
Wenn wir es zulassen, dass uns die Schönheit dieser Formen und Farben berührt, dann entdecken
wir gleichzeitig auch unsere innere Schönheit. Denn die gleiche Energie, die sich durch die Formen
und Farben der Pflanzenwelt ausdrückt, lebt auch durch uns. Sie gestaltet unseren Organismus und
unsere innere Beschaffenheit. Wenn wir wieder lernen, dass wir über die Wunder der Natur um uns
ins Staunen kommen, dann wächst im gleichen Maß die Ehrfurcht vor dem Wunder der Natur in
uns. Das Staunen über die Wunder der Welt um uns hat eine heilende Wirkung auf die Welt und auf
uns. Durch das Gesetz der Resonanz geschieht das ganz automatisch.
Wir haben uns so sehr an Wunder gewöhnt, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. An aller erster
Stelle, das Wunder des Lebens selbst. Dann all die Wunder, die wir durch die Energie des Lebens
tagtäglich erleben können. Das Wunder, dass unser Organismus die Lebensmittel, die wir ihm zur
Verfügung stellen, zerlegt, aufspaltet, in den Körper integriert und den Rest dann als hochwertiges
Nahrungsmittel für andere Organismen wieder ausscheidet. Das Wunder des Atems. Die Energie
des Lebendigen atmet uns während wir schlafen, ohne dass wir das in Auftrag geben und ohne dass
wir uns dafür bedanken.
Unser Staunen öffnet uns für eine neue Qualität der Wahrnehmung und befreit die Welt und uns aus
den Fesseln des Bekannten und Gewohnten.
6) Termine für Besuchertag und Seminar
Auch in diesem Jahr biete ich einmal im Monat einen Besuchertag und ein Seminar an. Die Termine
sind auf unserer Webseite einsehbar:
https://ownworld.org/kalender/
7) was zum Schauen und hören
Im letzten Jahr hatte ich ein motiviertes und lustiges Filmteam aus Italien bei mir zu Gast. Sie
stellten einen knapp 20minütigen Film zusammen, der jetzt auf youtube angeschaut werden kann.
Living in a 18m2 off grid house (with all comfort)
Mal was anderes, da mit frenglischer Sprache (fränkischem Englisch 😉
Im März durfte ich bei einer Gesprächsrunde zum Thema der Rohstoffwende mitmachen.
Durchgeführt wurde sie von dem Naturbaustoffhaus in Bösingen, das von Bernd Digeser und
seinem Sohn Lucas Augustinus Digeser geführt wird:
https://www.naturbaustoffhaus.de/
Über diesen Link lässt sich die Gesprächsrunde nachsehen bzw. nachhören 😉
8) Auf den Spuren von Gusto Gräser und Werner Müller
Seit ich das erste mal etwas über das Leben von Gusto Gräser gelesen habe bin ich von ihm als
Mensch begeistert. Er hat durch sein leben unglaublich viele Menschen inspiriert. Darunter viele
berühmte Schriftsteller wie Hermann Hesse oder Thomas Mann. Er saß mit Silvio Gesell im
Gefängnis weil der den Wehrdienst verweigert hat und war Mitbegründer der Gemeinschaft auf dem
Monte Veritá bei Ascona, um nur ein paar wenige Stationen zu benennen. Trotz seinem großen
Einfluss auf das gesellschaftliche Geschehen kennt ihn fast niemand, da er konsequent das umsetzte
was er für richtig erkannte, unabhängig davon ob es gesellschaftlich willkommen war oder nicht.
Dank der unermüdlichen Arbeit von Hermann Müller geriet Gusto Gräser aber nicht komplett in
Vergessenheit. Hermann Müller widmete sein Leben dem Erhalt der Schriften und Gedanken von
Gusto Gräser und gestaltete mit der Hilfe eines Enkels von Gräser auch eine Webseite auf der sehr
viel über das Leben von Gusto Gräser zu finden ist.
http://www.gusto-graeser.info/
Letzte Woche hatte ich die Möglichkeit den bereits 92jährigen Hermann Müller in Freudenstein bei
Knittlingen besuchen zu können. Es war für mich ein sehr beeindruckendes Erlebnis.
Hermann lebt mit seiner Frau Cornelia in einem Haus, außerhalb vom Ort, umgeben von einem
traumhaften, großen Gartengelände. Schön und groß sind gleichzeitig auch Synonyme für viel
Energie und Pflege. Wenn jemand in der Nähe unterwegs ist freuen sie sich immer über aktive
Mithilfe in Haus und Garten. Sie nahmen mich ganz herzlich auf und ich fühlte mich schon beim
ersten Blickkontakt zu Hause, in einer Welt mit ähnlichen Gesinnungen.
Die Aktivitäten von Gusto Gräser fanden vor hundert Jahren statt und seine Gedanken und sein
Handeln sind heute so aktuell und so notwendig wie damals.
Es gelang ihm, sehr komplexe Zusammenhänge in wenigen aber prägnanten Worten auszudrücken:
In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir nicht durchs Leben „rappeln“ sondern unserer
Intuition folgen und das wahrnehmen, was für uns und damit auch gleichzeitig für die Welt um uns,
heilsam und wichtig ist.
Sonnig-fröhliche Frühlingsgrüße aus Isingen
Klemens