Welche Maßnahmen kann man ergreifen, um aus Zisternenwasser trinkbares Wasser zu machen?
Zuerst noch einmal der wichtigste Hinweis: Zisternenwasser ist hierzulande kein Trinkwasser. Es ist möglicherweise mit Krankheitserregern und Schwermetallen belastet, die der Gesundheit abträglich sind, auch wenn Menschen seit Jahrhunderten Wasser aus Zisternen trinken. Die im Folgenden vorgestellten Methoden machen aus dem gespeicherten Wasser auch nichts, was so schön wie unser Kranwasser ist. Aber vielleicht kommt man einmal in die Verlegenheit, Zisternenwasser genießbar machen zu müssen, und dann kann Wissen hilfreich sein.
Vorgeschaltete Filter
Den gröbsten Schmutz, der vom Dach heruntergespült wird, kann man mit Sieben auffangen. Sie sollten groß sein und so angebracht, dass sie leicht zugänglich und leicht zu reinigen sind. Wer alle Nase lang in die Zisterne kriechen muss, um an den Filter zu kommen, wird nicht froh. Wer reichlich Fallrohre hat, die in die Zisterne münden, sollte sich vielleicht nicht für einen Filter in jedem Fallrohr entscheiden. Erdfilter, die so zwischen Tank und Zuleitung montiert werden, dass ihr Deckel ebenerdig ist, können eine praktische Lösung sein. Wird der Filterbereich allerdings mit schwereren Maschinen befahren, sind Erdfilter eher ungeeignet.
Nachgeschaltete Reinigung
Zur Trinkwasseraufbereitung sind mechanische, chemische und thermische Verfahren erprobt. Wird Wasser für mindestens drei Minuten sprudelnd gekocht (die Kochdauer hängt vom Standort ab: laut Auswärtigem Amt pro 150 Höhenmeter plus 1 Minute), sind die meisten Keime tot. Schwermetalle und Spurenelemente befinden sich aber nach wie vor im Wasser. Bei der Destillation von Wasser werden alle Stoffe mit Ausnahme der leicht Flüchtigen (z.B. Lösungsmittel) entfernt. Zum Destillieren wird Wasser einfach gekocht und der Wasserdampf aufgefangen. Wer keinen Chemiebaukasten zuhause hat und keinen Schnaps brennt, kann technisch ausgereifte Destillierapparate im Handel bekommen.
Das Destillat ist weitgehend sauber, aber durch das Verfahren auch leider aller Salze und Mineralstoffe beraubt. So kommt es, dass man beim Trinken von destilliertem Wasser verdursten kann. Das passiert aber eigentlich nur, wenn man große Mengen bei gleichzeitigem erheblichem Elektrolytverlust (Schwitzen, Durchfall) zu sich nimmt. Mit Destillat sollte man deshalb seinen Durst bei schwerem Durchfall und Gewaltmärschen in der Wüste tunlichst nicht löschen.
Keramikfilter mit Mikrofasern und Aktivkohle nehmen so ziemlich alle Schadstoffe aus dem Wasser, außer Viren. Mineralstoffe verbleiben im Wasser – damit aber auch Nitrat und Nitrit.
Mit Umkehrosmose lässt sich Wasser vollständig reinigen: raus kommt dabei so genanntes Reinstwasser, das ungefähr so inhaltsarm wie Destillat ist, aber noch schwach elektrisch leitend. Im Gegensatz zum Destillieren braucht man jedoch keine Hitze, sondern nur Druck, der größer als der des osmotischen Gefälles ist. Mit dem Druck wird das zu reinigende Wasser durch eine extrem feine Membran gepresst. Das Verfahren wurde von der NASA entwickelt, um aus Urin trinkbares Wasser zu gewinnen, und wird weltweit vom Militär zur Trinkwasseraufbereitung genutzt. Da die in den Systemen eingesetzten Polycarbonatfilterscheiben unter Verwendung von Bisphenol A hergestellt werden, hat die Bundeswehr die Belastung des Reinstwassers untersucht. Bisphenol A wurde in den Proben zwar gefunden, lag aber mit Konzentrationen von bis zu 34,7ng pro Liter weit unter dem Grenzwert von 50μg pro kg Körpergewicht und Tag. Die Bundeswehr lässt das Reinstwasser übrigens mit CO2 begasen und durch Magnesiumoxid- und Calciumcarbonatfilter laufen. So verliert es seine korrosiven Eigenschaften und seinen faden Geschmack.