Eine Cradle to Cradle Definition ist schwer zu finden. Denn was bedeutet eigentlich von der Wiege zur Wiege? Wo sind die Vorteile und was macht es aus? Wie kann man es von Nachhaltigkeit abgrenzen und wie sieht eine künftige Welt aus? Wir haben mit Pionier Michael Braungart über das Cradle to Cradle Prinzip, seine Vorteile und die Zukunft gesprochen.
In diesem Artikel:
Ein Beitrag unserer Redaktion.
Das Cradle to Cradle Prinzip – eine Definition
Cradle to Cradle (von der Wiege zur Wiege) bezeichnet eine natürliche Kreislaufwirtschaft, bei der kein Abfall entsteht. Alle verwendeten Materialien oder Stoffe bleiben in Kreisläufen erhalten. Dabei geht es darum, schädliche Substanzen gar nicht erst einzusetzen und wertvolle Rohstoffe in ihrer reinen Form zu verwenden, damit sie unendlich oft wiederverwendet werden können.
Klimaneutral versus Cradle to Cradle
Wie lautet eine Cradle to Cradle Definition?
Cradle to Cradle bedeutet, dass wir für andere Lebewesen nützlich sein sollen. Es geht darum Dinge zu tun, die nützlich sind und nicht weniger schädlich. Deshalb ist Cradle to Cradle mehr als Umweltschutz.
Also geht es darum, klimaneutral zu wirtschaften?
Was ist klimaneutral? Was für ein Blödsinn neutral sein zu wollen. Kein Baum ist klimaneutral. Wir wollen ja viel mehr gut und nützlich sein – also klimapositiv.
Die Umweltbewegung sagt uns, dass es besser wäre, nicht da zu sein. Dabei müssen wir unser Dasein als Chance und nicht als Belastung empfinden. Hier in Europa sagen uns die Religionen, dass die Menschen böse sind und nur Gott sie erlösen kann und wir nicht gut, sondern nur weniger schlecht sein können.
All das habe ich erst begriffen, als ich zwei Jahre in China war. Wenn man da auf dem Land bei jemandem zu Besuch ist, bleibt man nach dem Essen so lange, bis man die Toilette aufsucht um die Nährstoffe da zu lassen, da wird immer im Kreislauf gedacht.
Das heißt es ist wirklich wichtig seine Rolle neu zu denken. Wir sind keine Schädlinge, sondern nützlich für andere. Uns sagt aber die Umweltbewegung, es wäre besser, nicht da zu sein. In anderen Ländern herrscht eine Kultur der Großzügigkeit, das Leben wird als Chance begriffen nicht als Belastung.
Deshalb geht in China die Tendenz viel mehr zu Cradle to Cradle, weil man das Prinzip viel leichter verstanden hat. Im Islam und Christentum ist der Mensch böse. Deshalb wollen wir hier klimaneutral sein.
Nachhaltig versus Cradle to Cradle
Welche Unterscheidungen gibt es zwischen der Cradle to Cradle Definition und dem gern verwendeten Begriff „nachhaltig“?
Nachhaltigkeit ist innovationsfeindlich. Echte Innovation ist nicht nachhaltig. Wenn ich Sie frage „wie geht es mit Ihrem Lebensgefährten“ und Sie sagen „nachhaltig“ ist das traurig.
Bei Cradle to Cradle geht es um Qualität und Schönheit und Innovation. Nachhaltigkeit ist gut, um inne zu halten, aber es ist kein Zukunftskonzept. Bei Cradle to Cradle geht es um: rethink, reinvent, redesign. Sprich: man muss alles neu erfinden und nicht weniger schädlich gestalten, sondern nützlich. Das ist einfach eine andere Fragestellung.
In Baden-Württemberg zum Beispiel haben die Grünen massiv Cradle to Cradle verhindert, weil Sie in dem Denken sind, dass es Umweltschutz ist, Müll zu entsorgen. Es geht aber nicht darum zu verzichten und vermeiden, sondern darum, dass man Nützliches macht. Es gibt nichts Böses, nur die Abwesenheit von Qualität. Zu viel Abfall ist ein Qualitätsproblem.
Können Sie das konkretisieren?
Wir machen Stahlbeton und nennen das Recycling, obwohl dabei alle wertvollen Grundmetalle am Ende weg sind. Vor 26 Jahren haben wir eine Waschmaschine vorgestellt, bei der man nicht die Waschmaschine, sondern die Nutzung der Waschmaschine verkauft und dann hochwertige Kunststoffe nimmt.
Wenn der Hersteller das beste Material nehmen kann und die Maschine wieder zurückbekommt, kann er es am Ende wieder neu einsetzten und muss es nicht recyceln.
Wenn Mercedes Stahl nur vermieten, nicht verkaufen würde, dann wäre es billiger und besser.
Ein Windrad enthält 12 Tonnen Kupfer. Aber niemand braucht das Kupfer, sondern nur die Stromleitung. Wenn der Hersteller also die Kupfernutzung verkaufen würde, dann würde ich weniger bezahlen und das Kupfer behält seinen Wert. Gleiches gilt bei Fensterrahmenherstellern. Die 80.000 Tonnen Aluminium in den Fassaden kaufe ich. Damit wird ein Gebäude zur Materialbank und das sollte man eigentlich aus dem Gebäudewert rausrechnen.
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Quelle: Cradle-Mag.de
J.FINK VERLAG GMBH & CO. KG
Stuttgart