Schönen guten Abend liebe „ownhome“ interessierte Menschen,
schon wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu und ich kann nicht schreiben, dass nicht viel
geschehen wäre. Die Welt, in dem scheinbaren „draußen“, nähert sich immer mehr apokalyptischen
Zuständen wenn wir der Berichterstattung aus den Mainstream-Medien folgen.
In seiner 15strophigen Hymne „Patmos“ schreib Hölderlin die berühmten Zeilen:
„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“. In den Medien wird meist aber nur über die Gefahr
berichtet und es kann den Anschein erwecken, als wären wir diesen Gefahren hilflos ausgeliefert.
Als kleines Gegengewicht widme ich mich in dieser Rundmail bewusst dem Teil nach dem Koma, dem, was
jetzt schon zur Rettung beitragen kann. Jeder von uns hat ein großes Potential, die Welt um uns
kreativ mitzugestalten.
Über folgende Aktivitäten werde ich in dieser Rundmail berichten:
1) vom kaputten Wald zu einem reziproken Dach
2) viele Tomaten
3) Ownhome-Idee auf Reisen – Köln / SiebenLinden / Tiny-Living-Festival
4) sobawi-Treffen in der Quelle
5) Isinger Folienteam auf der Baustelle bei Steffen und Andrea
6) Die Termine für 2025 stehen fest
7) unsere Holzwerkstatt und Lebenszeitkalender
8) Bucherscheinung „ownhome II“
9) Wann fühle ich mich zu Hause?
10) Sei du selbst …
11) Ausblick auf 2025
1) vom kaputten Wald zu einem reziproken Dach
Am gleichen Tag, an dem wir Besuch von Edward Davies, einem Spezialisten für reziproke
Dachkonstruktionen bekamen, besuchte und Klaus, ein befreundeter Förster. Die ideale Kombination
für die Umsetzung einer Idee. Klaus berichtete, dass er in seinem Wald, vom Borkenkäfer geschädigte
Bäume hätte, die er herausnehmen müsse. Die würde er uns schenken 😉 Genau das richtige Material
um eine reziproke Dachkonstruktion zu bauen. Wenige Wochen später wurde aus der Idee dann ein
beeindruckendes Bauwerk. Wir luden zu einem Workshop ein und gemeinsam verwandelten wir die rohen
Stämme, unter Anleitung von Edward, in ein
schönes Bauwerk. Die restlichen Stämme konnten wir dann noch in vier Samstagaktionen von einem
mobilen
Sägewerk, direkt aus der Nachbarschaft, zu Dielen und Brettern sägen lassen.
2) viele Tomaten
Ein kleines Geschenk hatte ein große Auswirkung. In einem Briefumschlag bekam ich vor einem Jahr drei verschiedene Tomatensamen geschenkt. Die hab ich dann im Frühjahr in einem Tontopf ausgesät und beobachtete anschließend mit großer Freude, wie sich in den nächsten Wochen daraus viele kleine Sämlinge entwickelten. Beim Vereinzeln stellte ich fest, dass es viel mehr waren als ich vermutete. 67 kleine Tomatenpflänzchen bevölkerten danach mein Folienhaus. Nach wenigen Wochen wünschten sie sich ein größeres Zuhause und eine kleine Unterstützung fürs aufrechte Wachsen. Groß war die Freude, als sich aus den vielen Blüten die ersten Früchte bildeten und diese dann, durch die Wärme der Sonne, ganz langsam erröteten. Wochenlang konnten wir die reifen Tomaten in vielfältigen Zubereitungsvarianten genießen. Als sich dann der erste Frost näherte durften die noch unreifen Früchte zu mir ins warme Haus ziehen. Sie dankten es mir indem sie langsam aber sicher nachreiften. Selbst jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, hängen über meinem Kopf noch zahlreiche Tomaten die mich daran erinnern, was für ein üppiges Tomatenjahr wir hinter uns haben.
3) Ownhome-Idee auf Reisen – Köln / SiebenLinden / Tiny-Living-Festival
Im Sommer durfte ich auf einer kleinen Rundreise über die Idee des ownhome erzählen.
Die erste Station war ein Theaterfestival in Köln. Schon der Platz war beeindruckend. Ich hätte
nicht gedacht, dass es in einer Stadt wie Köln so ein ungewöhnliches Wohngebiet gibt: Köln
Zollstock, Kalscheurerweg U. Auf einer angrenzenden Wiese fand das Festival statt. Erst fragte ich
mich, wie sich die Idee des ownhomes in ein Theaterfestival integrieren lässt. Wenn wir aber die
große Bühne des Lebens betrachten, dann war der Zusammenhang sehr schnell sichtbar. Welche Rolle
spielen wir in dem Theater des Lebens? Spielen wir nur
die Rolle, für die andere Menschen uns einteilen oder spielen wir authentisch die Rolle, für die
wir uns den Platz auf der Erde ausgesucht haben? Es waren kurzweilige Tage mit vielen bereichernden
Begegnungen. https://atelier-mobile.art/
Die nächste Station war das Ökodorf SiebenLinden. Mein jährlicher Besuch dort ist immer wieder ein
besonderes Erlebnis. Tolle Menschen, die viele spannende Ideen umsetzen und viele berührende
Gespräche. Wenn ihr euch für Strohballenbau in Kombination mit Lehm interessiert oder mal erleben
möchtet, wie sich das Leben in einer größeren Gemeinschaft anfühlt, dann ist das genau der richtige
Ort für einen Besuch. https://siebenlinden.org/de/start-3/
Von Siebenlinden ging es dann direkt weiter aufs Tiny-Living-Festival ins Wendland. Nach 2019 wurde
es zum zweiten Mal veranstaltet. Auf einem schön ausgebauten Hof von der jungen Genossenschaft
„eindingderMöglichkeit“. Alles war sehr gut organisiert und ziemlich perfekt strukturiert. Ein
recht großer Unterschied zur ersten Veranstaltung, bei der noch viel lebendiges Chaos erlebbar war.
Und genau das vermisste ich in diesem Jahr. Ich empfand es nicht so lebendig, weniger kreativ und
dazu kam, dass die Eintrittspreise um ein vielfaches höher waren. Mag sein, dass aus diesem Grund
auch deutlich weniger Besucher kamen. Na, mal sehen ob es nochmal stattfindet und wie es sich dann
weiter entwickelt.
https://tinylivingfestival.de/
4) sobawi-Treffen in der Quelle
Ende November fand das Treffen der sobawi in Donaueschingen, im Vereinshaus der „Quelle“, statt.
Viele schöne Begegnungen, Austausch von Ideen und leckeres Essen.
Einen Bericht darüber findet ihr unter diesem Link:
5) Isinger Folienteam auf der Baustelle bei Steffen und Andrea
Unsere Erfahrung im Verbauen der ETFE-Folie war diesen Sommer auf der Baustelle von Steffen und
Andrea gefragt. Dort entsteht ein ganz besonderes Bauprojekt an dem man gut erkennen kann, dass die
Idee, die sich durch das ownhome ausdrückt, ganz unabhängig von der Form sein kann. Mike machte
einen sehr kreativen Entwurf für die Umsetzung der Idee eines Mehrfamiliengebäudes, das aus zwei
Gebäudehälften besteht. Verbunden werden diese durch eine transparente Überdachung aus der
ETFE-Folie. Eine Beschreibung zu dem Projekt findet ihr auf der sobawi-Seite:
Eine detaillierte Beschreibung für das transparente Mitteldach ist hier:
6) Die Termine für 2025 stehen fest
Auch im nächsten Jahr gibt es wieder einen monatlichen Besuchertag und einen Seminartag. Da wir
jetzt eine Holzwerkstatt in Rosenfeld angemietet haben gibt es auch wieder Sargbau-Kurse im
Angebot. Hier die Termine dazu:
Noch ein paar wichtige Termine zum Vormerken:
– am 18. und 19. Januar gibts ein Seminar über die Idee des ownhome in der ländlichen
Heimvolkshochschule in Lauda
– Am 28. Februar kommt Niko Paech mit „Grupo Sal“mal wieder zu einer Veranstaltung nach Isingen.
Nähere
Daten dazu verschicke ich in wenigen Wochen
Hier die ersten Bilder von der Holzwerkstatt in der wir uns jetzt kreativ ausleben dürfen.
Es gibt bereits das erste „Produkt“, das hilfreich für ein „gutes Leben“ sein kann. Ein Lebenszeitkalender der uns auf dem ersten Blick zeigt, wie viele Jahre wir bereits erleben durften (rote Punkte) und wie viele uns bei der durchschnittlichen Lebenserwartung (grüner Punkt) noch zur Verfügung stehen. Inklusive der möglichen Gnadenjahre ;-))
8) Bucherscheinung „ownhome“ II
Mit nem Weihnachtsgeschenk wird es leider nichts. Zumindest nicht in 2024 ;-). Das Leben hatte andere Prioritäten bei den an der Umsetzung beteiligten Menschen. Der aktuelle Plan ist, dass es bis zur Leipziger Buchmesse im März fertig gedruckt ist.
9) Wann fühle ich mich zu Hause?
Eine Frage, die uns alle beschäftigt. Welche Faktoren sind für mich wichtig, dass ich mich zu Hause
fühlen kann? Die kleinste Hülle, mit der wir uns umgeben ist unser Körper und das stellt sich schon
die wichtige Frage: fühlen wir uns wohl in unserer Haut? Wenn wir uns darin nicht wohl fühlen, dann
werden weder äußere noch innere Faktoren daran was ändern können. Diese tragen aber einen wichtigen
Teil dazu bei, ob wir uns in unserer Haut wohl fühlen können. Wenn wir unsere Haut in Kleidung
zwingen die zwickt und kratzt und uns
nicht gefällt, dann gibts da auch kein Wohlfühlen. Wenn die „dritte Haut“, mit der wir uns umgeben,
unsere Räumlichkeiten, nicht unseren Vorstellungen entspricht, dann wird es auch schwierig, dass
wir uns zu Hause fühlen können. So gibt es die Welt um uns und die Welt in uns. Diese existieren
nicht unabhängig voneinander. Die äußere ist der Spiegel der inneren und umgekehrt. Beide Seiten
bestehen aus vielen unterschiedlichen Komponenten. Jede einzelne Komponente entscheidet mit, ob wir
uns mehr zu Hause fühlen oder ob wir uns fremd fühlen. Alle Komponenten sind miteinander verbunden
und beeinflussen sich gegenseitig. Die kleinste Veränderung in einem Bereich wirkt sich ganz
automatisch auch auf alle anderen Bereiche aus.
Wichtig ist, dass die inneren Aspekte mit meinem Wesen übereinstimmen und ich mich nicht einfach
aus Bequemlichkeit einem Rahmen anpasse, der nichts mit mir zu tun hat. Sonst lande ich
dementsprechend in einer äußeren Welt, die nichts mit meinem wahren Wesen zu tun hat. Ganz
unabhängig davon, wie weit mich mein Lebensweg von mir selbst entfernt hat, kann ich mir in jedem
Augenblick wieder näher kommen. Wirklich zuhause kann ich mich nur fühlen, wenn ich tatsächlich bei
mir bin. Wenn ich, ich selbst bin und nicht ein Konstrukt aus unterschiedlichen Komponenten, die
andere von mir erwarten. In einem fremden zuhause, das nicht meinem wirklichen Wesen entspricht,
werde ich mich nie zuhause fühlen können.
Deshalb an dieser Stelle noch ein Satz von einem außergewöhnlichen Menschen, von Artur Gusto
Gräser:
Das wichtigste an diesem Satz sind die ersten drei Worte. Wenn du wirklich du selbst bist, dann
erkennst du,
dass du ein Teil der lebendigen Erde bist und wirst dies, bei all deinen Handlungen,
berücksichtigen.
11) Ausblick auf 2025
Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten um ein bewegtes „Neues Jahr“ vorauszusehen. Die
Entwicklungen, die bereits im Gang sind, werden sich durch den Jahreswechsel nicht beeindrucken
lassen. Es wird viele Veränderungen geben. Viele Strukturen, die über die letzten Jahrzehnte so
recht und schlecht funktioniert haben, werden ihren Geist aufgeben. Oder besser geschrieben, es
wird sich zeigen, dass sie schon immer ziemlich geistlos waren 😉 Sie machen Platz für kreatives
Chaos.
Ein System, das „unsere“ Natur als Treibstoff nutzt muss zwangsläufig „unsere“ Natur zerstören. Je
mehr Gas es gibt, je schneller es wächst, desto größer die Zerstörung. Da die Basis für dieses
System aber genau diese Natur ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es sich selbst zerstört.
Das was geschehen muss, wird geschehen, da haben wir keinen großen Einfluss darauf. Wie wir damit
umgehen, darin liegt unsere Freiheit. Wenn wir an Vergehendem krampfhaft festhalten wollen, dann
ist der Prozess sicher mit viel Schmerz und Leid verbunden. Wir können das Vergehende aber auch als
wunderbaren Kompost für etwas neues betrachten und darin Blumen pflanzen 😉 und uns dann gemeinsam
an der schönen Blumenwiese erfreuen.
Viele Samen sind schon ausgesät und die ersten Pflänzchen gehen bereits auf.
Wir haben mal wieder die Wahl, wir können dem nachtrauern, was vergeht und können uns dann auch
berechtigt als die hilflosen Opfer fühlen, die daran nichts ändern können.
Wir können uns aber auch über die Entwicklung freuen und den Kreislauf des Vergehens und Werdens
dankbar akzeptieren und kreativ das Werden mitgestalten.
Für mich fühlt sich die zweite Variante deutlich besser an und deshalb freue ich mich, gemeinsam
mit vielen ähnlich gesinnten Menschen, zusammen mit euch, viel gutes und neues in die Welt zu
bringen und das Leben zu feiern.
Zuversichtliche Grüße aus der Isinger Blumenwiese
Klemens